Nachwuchs hilft bei einer französischen Museumsbahn

Bahnbetrieb im Kleinen
Museumsbahnbetrieb durch Jugendliche aus Frankreich und Deutschland

Endlich! Nach zwei Jahren pandemischer Zwangspause konnte die Tradition der alljährlichen internationalen Treffen von Nachwuchsmodellbahn- und Eisenbahnfreunden im Juli 2022 wieder fortgesetzt werden. Und für diesen Neustart hatten sich die französischen Gastgeber etwas Besonderes einfallen lassen.

Denn diesmal stand nicht nur die Modellbahn im Mittelpunkt, sondern auch das Vorbild – wenn auch „nur“ die etwas kleinere Variante. Eingeladen hatten nämlich die Freunde der 600mm-Museumsbahn im Tal des Flüsschens „Ouche“, deren Startpunkt im idyllischen Bligny-sur-Ouche liegt. Der dortige Verein CFVO hatte in den 1970er Jahre die stillgelegte Normalspurstrecke aus Dijon auf einer Länge von knapp 7km als 600mm Schmalspurbahn wieder aufgebaut und betreibt ihn seither als Museumsbahn.

Der Einladung zum Treffen Mittel Juli folgten 15 Jugendliche aus Frankreich und Deutschland. Letztere kamen alle aus Sachsen, so dass schon die Anreise mit dem Zug ein Erlebnis war, konnten doch alle möglichen Zugarten „erfahren“ werden.

Das Treffen war für die Teilnehmer aber kein Urlaub. Im Vordergrund stand eine Woche lang der tägliche Museumsbahnbetrieb. Denn in der Ferienzeit wird im Tal der Ouche jeden Tag wenigstens ein Zug für die Touristen gefahren. Wieviel Arbeit damit verbunden ist, konnte man also hautnah erleben. Früh morgens musste zuerst die Lokomotive vorbereitet werden. Anlässlich des Jugendtreffens wurde dafür jeden Tag eine der vielen Dampflokomotiven angeheizt. Der Zug musste zusammengestellt und vorbereitet werden. Fahrkarten mussten verkauft werden und dann natürlich die Fahrt auf den 7 km bis „Pont-d’Ouche“ und zurück durchgeführt werden. An den Wochentagen war es ein Zug pro Tag, an den Wochenenden und am französischen Nationalfeiertag, dem 14. Juli, sogar zwei. Und im Anschluss musste natürlich alles wieder abgerüstet und zurück in die Abstellhallen gebracht werden.

All das wurde von den Jugendlichen gemacht – natürlich unter Anleitung der erfahrenen Vereinsmitglieder vom CFVO. Und auch wenn es viel Arbeit war – Spaß gemacht hat es natürlich. Viele konnten es kaum erwarten, morgens wieder zum Museumsbahnhof zu fahren. Und da mit all den Jugendlichen recht viele Helfer zur Verfügung standen, konnten auch einige Pflege- und Instandhaltungsarbeiten am Bahnhof und der Strecke erledigt werden.

Der Verein nennt u.a. eine Lok der Bauart Decauville sein eigen

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Unterkünfte für derart große Gruppen gibt es bei der Museumbahn und im direkten Umfeld der dünn besiedelten Bourgogne leider nicht. Deshalb waren alle Teilnehmer gemeinsam in einem Ferienhaus, etwa 20km von der Museumbahn entfernt, untergebracht. Am Abend wurde dort gemeinsam gekocht und gegessen, aber auch die Erfahrungen des Tages ausgetauscht. Gesprochen wurde französisch, deutsch und englisch – meist in einer Mischung aus allem. Da nach den zwei Jahren Pause viele neue Jugendliche teilnahmen, wurde auch über die Arbeit in den jeweils eigenen Vereinen gesprochen.

Nach einer reichlichen Woche in Bligny endete ein arbeits- und erlebnisreiches Jugendtreffen mit der klaren Überzeugung, auch nächstes Jahr wieder im Tal der Ouche zusammenzukommen. Die diesjährige Veranstaltung steht in bester Tradition der jährlichen Jugendtreffen, die seit 2010 dankenswerterweise immer vom Deutsch-Französischen Jugendwerk gefördert werden.

Text: Mirko Caspar
Fotos: Tom Tripke, Mirko Caspar